Wieso eigentlich "Uberspace"?

Posted by jonas on Sunday, January 23, 2011

Worum es uns eigentlich geht, war von Anfang an der Begriff „Userspace“, also mit „s“ statt „b“. Unter Linux wird mit Userspace traditionell alles bezeichnet, was nicht im Kernelspace läuft, sprich, alles, was irgendwie von einem Menschen konfiguriert und gestartet wurde. In der etwas engeren Auslegung verstehen viele unter „Userspace“ auch den Bereich, in dem ein normaler Linux-Systemuser schalten und walten kann - also den Bereich, für den keine Root-Rechte benötigt werden.

Bei Uberspace haben wir uns von Anfang an auf die umfangreiche Ausnutzung des Userspaces festgelegt. Uns hat bei den meisten anderen Providern nämlich ziemlich genervt, wie eingeschränkt man dort war - und gleichzeitig nicht konsequent: Wenn ich beispielsweise die Möglichkeit habe, PHP-Scripts hochzuladen und dann via system() Shell-Befehle ausführen kann - welchen Sinn sollte es dann haben, einem nicht gleich einen echten SSH-Zugang zu geben? Aus unserer Sicht motivieren solche Setups nur dazu, sich dann eine schrapelige PHP-Shell zu installieren, mit der man letztlich das gleiche machen kann wie auf einer echten SSH-Shell, nur eben viel unsicherer, ohne bequeme Public-Key-Authentifizierung, im miesesten Fall auch noch unverschlüsselt. Oder warum einem Cronjobs verweigert werden, von denen man richtigerweise sagen kann, dass sie doch letztlich nur eine Art sleep $irgendwas && tue_dies darstellen, was ohne Frage äußerst nützlich ist. Was resultiert daraus? Die Leute sehen sich dazu gezwungen, ihre Cronjobs in ein webbasiertes Script zu verpacken und dann einen externen Anbieter dafür zu benutzen, der periodisch diese URL aufruft. Ja hurra, das ist nicht nur unkomfortabel und erfordert Accounts bei zwei verschiedenen Anbietern; es unterwirft auch die Cronjobs den gleichen Beschränkungen von webbasierten Scripts, die häufig unter Laufzeitbeschränkungen leiden oder bei einem Webserver-Reload mal eben abgebrochen werden. Soll heißen: Die User realisieren am Ende irgendwie doch sowieso, was sie brauchen - nimmt man ihnen den vollwertigen Zugang zum Userspace, wählen sie dafür nur durch die Bank weg schlechtere Lösungen.

Wenn man jedoch erstmal eine Shell hat, haben die meisten keine Vorstellung davon, wie viel man dort machen kann. Schon aus rein akademischem Interesse probieren wir auch selbst immer wieder aus, was alles im Userspace möglich ist: Einen eigenen PHP-Interpreter mit kruden Optionen kompilieren und via .htaccesseinen Handler dafür anlegen? Kein Problem. ASP.NET-Seiten ausführen? Okay, exotischer Wunsch, aber gerade darum geht’s ja: Nicht exotisch genug für den Userspace. Mono lässt sich problemlos mit $HOME als Prefix kompilieren, ein kleiner FastCGI-Wrapper drumherum, wiederum einen Handler dafür angelegt … und: Läuft. Ohne root-Rechte. Und genau darum geht’s.

Nun klingt „Userspace“ nicht besonders hip. Aber die meisten anderen Begriffe aus der Branche, von „Webspace“ bis „Hosting“ … das war alles schon so entsetzlich ausgelutscht. An „Webspace“ störte uns besonders, dass das Web schließlich nur ein Einsatzzweck für einen Uberspace ist. „Hosting“ hat wiederum schon so einen Business-Klang, der uns ebenfalls nicht schmeckte. Jedenfalls nicht so, dass wir ihn im Namen verwenden hätten wollen. Im Untertitel war’s akzeptabel.

Der Sprung von „User“ zu „Uber“ war letztlich nur ein kleiner, und wir haben Tommi für diese Inspiration zu danken. Uns hat diese leicht verschmitzte Konnotation gefallen, die dem amerikanisierten “Uber” gegenüber dem originalen deutschen „Über“ anhaftet: Ubercoder. Ubergamer. Allgemein jede Art von exorbitanter Übertreibung, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt - und genau das sind wir: Ein digitales Zuhause, mit dem „alles“ möglich ist, oder zumindest sehr viel mehr als anderswo. Mit anderen Worten: Kein Webspace, sondern ein Uberspace.

Die Weltraum-und-Raketen-Assoziation liegt natürlich auf der Hand. Weltraum, unerforschte Weiten, die Zukunft, technikvernarrte Geeks … all das gehört zu einem Universum, dem wir uns zumindest in der Seele verbunden fühlen. Dass wir unsere User dann konsequenterweise als „Ubernauten“ mit auf die Reise in die Zukunft nehmen, versteht sich vermutlich von selbst. Aber wir nehmen’s nicht zu ernst: Es ist ein kleines Wortspiel, kein gnadenlos durchgezogenes Marketingsprech.

Was bleibt? Richtig, unser Untertitel „Hosting on asteroids“. Im ursprünglichen Entwurf hieß es noch „on (a)steroids“, denn der Anklang von „asteroids“ an „… on steroids“, sprich - gedoped, lag einfach zu nahe: Wir pumpen unseren Uberspace voll mit Entwicklertools, mit Linux-Know-How, mit kaum begrenzten Möglichkeiten des Scriptings und der Anpassung - fast so kraftvoll wie eine Dosis Anabolika, aber im Gegensatz dazu natürlich völlig legal!

Man mag uns übersteigertes Selbstbewusstsein vorhalten. Dem können wir nur entgegnen: Nehmt’s doch genau so augenzwinkernd, wie es gemeint ist. Und freut euch daran, dass bei uns mit hoher Wahrscheinlichkeit eben all das einfach funktioniert, für das ihr euch bisher mit Workarounds herumschlagen musstet.