Von Banken und welche Länder sie so böse finden

Posted by jonas on Thursday, October 2, 2014

Aus der Münchner Abendzeitung im Mai dieses Jahres:

Dieser Spaß ging nach hinten los: In einer Überweisung an einen Freund trug ein Münchner im Januar als Verwendungszweck unter anderem „bin laden“ ein – und geriet so ins Fadenkreuz der Ermittler.

Sein Name steht nun zehn Jahre auf der schwarzen Liste der Bundesbank, wegen des nicht begründeten Verdachts der versuchten Terrorfinanzierung.

Der Titel des Artikels bezeichnet den fraglichen Verwendungszweck als “schlechten Witz”, aber das, was hier ein noch viel schlechterer Witz ist, ist ja wohl die völlig wahnsinnige Folge einer simplen Überweisung, deren Zusammenhang mit tatsächlicher Terrorfinanzierung man ja nun wirklich arg in Zweifel ziehen kann. Als wenn ein Geldwäscher Überweisungen mit dem Verwendungszweck “Geldwäsche” tätigen würde, oder Bombenbauer ihre Lieferanten per Überweisungen mit “10kg Plutonium gem. Auftragsbestätigung vom …” bezahlten.

Nun stellt sich heraus: Man muss nicht mal einen schlechten Scherz machen. Es reicht schon aus, das falsche Land zu erwähnen. Zur Wahrung der Privatsphäre nennen wir es einfach mal $Land, und genau so lautete auch der Username des betreffenden Uberspaces, der nun aufgeladen werden sollte - mit dem Verwendungszweck “Uberspace $Land”, klar. Bei der betreffenden Website handelt es sich übrigens um einen Reiseblog, der sich - welch Überraschung - um $Land dreht.

Wir hielten es zunächst für einen Witz, als uns der betreffende User mitteilte:

weil mein username ‘$Land’ ist und ich diesen in der überweisung genannt habe hat meine bank nun aber die zahlung gestoppt und eine nachforschung gestartet - hat nichts mit euch zu tun sondern mit den sanktionen gegen $Land. ufff.

Ganz klar: Auch schon mit 10 Euro wird der Terror unterstützt; da muss man schon Verständnis für solche Maßnahmen haben. Geht’s noch? Dass die ganze Sache wirklich kein Witz ist, wurde spätestens dann klar, als uns der User den Schriftverkehr mit seiner Bank weiterleitete:

Dear <…>,

Today we spoke to each other by phone about the transaction that you did on the 23th of September 2014 to Jonas Pasche.

Because of the sanctions and regulations towards $Land we stopped the transaction and put the € 10,00 back in your account. In this email I’ll advise you how to make your payment.

You can make the payment with the following details:

Uberspace + address of your website + username $Land.

If you make the payment with that details then we will know that this payment is about your website at Userspace

and that $Land is your username.

Of you have any further questions please contact me.

[…]

Wir wurden außerdem darüber informiert, dass die fragliche Bank sich im Telefonat auch ganz explizit über Details des betreffenden Blogs erkundigt hat und sich auch die Website-URL notiert hat; vermutlich um zu prüfen, ob es sich hierbei wirklich um einen Blog für $Land-Reisende handelt.

Ernsthaft? So weit sind wir heute schon? Ist es dann jetzt auch verboten, sich im persönlichen Gespräch über $Land auszutauschen, oder braucht man da vorher eine Unbedenklichkeitsbescheinigung?

Arm, ganz arm. Ist das die Welt, in der wir leben wollen?