Behind the scenes: Janto

Posted by janto, jonas on Friday, July 12, 2019

In loser Folge stellen wir euch die Leute vor, die Uberspace für euch machen. Heute: Janto, der bei uns im Development ein Dutzend Tools jongliert, alles automatisiert, was nicht bei drei auf dem Baum ist, und zuletzt entgegen seiner sonstigen Hauptaufgabe mal wieder richtig tief in die Webentwicklung eingetaucht ist. Jonas hat ihn am Rande eines Arbeitstreffens in Mos Kieler Gartenlaube interviewt.

Janto, du hast kürzlich zusammen mit Mo unsere neue Website fertiggestellt. Das war ja gegenüber der sonstigen Uberspace-Produktentwicklung ein bisschen was anderes. Was für Erfahrungen konntest du dabei denn jetzt erstmalig ausspielen und was konntest du für dich aus der gemeinsamen Arbeit mit Mo rausziehen?

Ich glaube, der größte Unterschied für mich war, dass ich von Anfang an in den Prozess involviert war und wir komplett bei null anfangen konnten.

D.h. wir konnte auch die grundlegende Struktur frei gestalten. Wir haben z.B. darauf geachtet, dass der gesamte Prozess - vom Aufsetzen der Infrastruktur bis zur Benutzung - dokumentiert ist. Dazu gibt’s CI, Tests und Versionierung. Ich glaube auch, dass es uns dabei ganz gut gelungen ist, Komplexität von denen die am Content arbeiten weg zu halten und stattdessen in einer handvoll nachvollziehbarer und wartbarer Komponenten zu verpacken.

Dass ich durch unser neues Büro in Kiel auch räumlich direkt mit Mo zusammenarbeiten konnte - der ja hauptsächlich für das Design und UX zuständig ist - passte dann perfekt. Ich komme aus der Backend-Entwicklung und es war gefühlt eine Ewigkeit her, seit ich das letzte mal wirklich im Handgemenge mit Frontend-Code stand… da hat sich echt viel getan… hat richtig Spaß gemacht.

Seit Mo dabei ist, gab’s auch vermehrt grundlegende Gespräche rund um Design und UX; auch darüber, wie wir das projektübergreifend kohärent abbilden könnten… sowohl auf der Entwicklungs-, als auch auf der Design-Ebene. Ein paar der Resultate und Überlegungen, werden wohl ihren Weg in zukünftige Projekte finden.

Als wir unsere Zukunftstagung gemacht haben, da haben wir so ein bisschen Brainstorming über unsere eigenen Werte innerhalb der Firma gemacht, und da gab’s eine Karte, die meiner Erinnerung nach von dir stammt, auf der stand “innen = außen”. Was war denn so dein Außen-Eindruck, den du von Uberspace hattest, bevor du hier angefangen hast, und wie hat der sich dann erweitert bei uns?

Ich bin selbst ja schon ziemlich lange Kunde bei uns, nicht nur mit meinem eigenen Projekten. Und neben der Technik, hat mir besonders der offene und unkomplizierte Umgang und das einfache und solidarische Preismodell gefallen… Kurz gesagt: zu sehen, dass es keine vermittelnde Marketing-Ebene braucht, die das nach außen kommuniziert, sondern dass das aus den Einstellungen und dem Arbeitsalltag der Kolleg*innen entsteht, hat mich schon beeindruckt.

Wie stellt sich diese Kultur für dich denn im Alltag dar? Du kannst ja nun wie alle anderen auch von Zuhause aus arbeiten, speziell hier in Kiel ist aber die Situation,dass es auch ein Büro gibt… bist du eher so der Büro-Typ oder arbeitest du lieber Zuhause?

Home Office ist na klar praktisch - gerade wenn auch Haustiere mit einem zusammen wohnen. Anfangs kam ich aber doch ein wenig ins Straucheln… Ich hab schon vorher mal von zu Hause gearbeitet, allerdings meist in anders strukturierten Projekten, wo du dir ein recht genau definiertes Paket Arbeit mit nach Hause nimmst.

Wir arbeiten idR viel dynamischer zusammen. Dinge ergeben sich aus der Alltagskommunikation, eher ohne festen Release-Plan; meist sind auch mehrere Projekte gleichzeitig am Start. Das hat auch Vorteile. Mit dem Laptop zu Hand im Home-Office führt das bei mir aber auch schnell mal zu “ach, ich bleibe hier und mach das noch eben™️ fertig”, “fangt doch schon mal ohne mich mit Kochen an”, “nur noch ein Issue, dann komme ich in’s Bett” … 😄 Alles für sich genommen ja kein Ding, aber es braucht schon ein wenig Feingefühl, damit es für einen selbst und die Menschen mit denen man zusammenlebt auch langfristig funktioniert. Das war, glaube ich, meine größte kulturelle Herausforderung dabei.

Das Büro nimmt mich nicht aus der Verantwortung, in agilere Prozesse rein zu wachsen, bringt mir aber Struktur für den Alltag. Das war so der erste spürbare Unterschied für mich. Und schon mal ein ziemlicher Win. Danach kam dann so: cool Leute. Ist schon was anderes, als immer alleine vor’m Gerät zu hocken. Und wir bekommen ja auch viel Besuch von Kollegen. Dieser Austausch ist mir schnell wichtig geworden. Das hast du zu Hause halt alles nicht… und es ist schon noch was anderes, direkt mit Leuten zusammen zu arbeiten, anstatt nur über Videokonferenz. Aber für mich gilt letztendlich auch: Zuhause lässt sich’s doch fokussierter Arbeiten.

Hat für mich also beides ganz eigene Stärken. Da ich aber nur wenige Minuten vom Büro entfernt wohne, lässt sich das sehr flexibel kombinieren. Und diese Möglichkeit schätze ich wirklich sehr.

Also hat es auch einen Mehrwert unabhängig davon, dass da hier jetzt auch noch eine zweite Person mit im Büro sitzt?

Für mich auf jeden Fall. Es hat mir nicht nur geholfen, meinen Alltag planbarer zu machen, sondern auch - wenn es mal sein muss - besser zwischen Arbeit und Erholung zu trennen. Aber das Soziale - und da schließe ich mal Austausch, weiterbilden, Spaß, neu Erfahrungen usw. mit ein - ist sicher nicht zu unterschätzen.

Gerade als Teil der Alten MU haben wir hier ja auch noch ein Umfeld über das Büro hinaus. Teil der Strukturen vor Ort zu sein, bedingt auch einen viel aktiverer Umgang mit Arbeit, Kommunikation und Austausch. Und vieles hier passt, finde ich, sehr gut zu Uberspace.

Wenn nichts dazwischen kommt, dann steht ja in der nächsten Woche das Bootstrapping des Dashboard-Nachfolgers auf dem Plan. Was ist dir denn dabei besonders wichtig oder welche Vorstellungen möchtest du darin gerne umsetzen?

Grundsätzlich erstmal das Übliche: Das Ganze in ein paar wenige, überschaubare Komponenten zerlegen und Automatisierung, Tests und Doku drauf 😄 Und vielleicht konkret: User Accounts und Uberspaces (aka “Asteroids”) von einander trennen.

Von den Sachen, die jetzt im Moment anstehen, mal ganz unabhängig: Wo liegt so dein technisches Interesse, wo würdest du gerne mehr drüber lernen, ganz egal ob wir das bei uns jetzt brauchen können oder nicht?

Mein liebstes Steckenpferd ist Automation und Continuous Integration (CI). Ich bin ein großer Fan davon, Dinge weg zu automatisieren und Arbeitsschritte überflüssig zu machen 😉 Auch weil das oft zu klareren Prozessen und mehr Transparenz führen kann. Und damit einhergehend auch Testing; kann nicht alles lösen, uns aber ruhiger schlafen lassen. Ansonsten würde ich gerne mal mehr Zeit auf Kubernetes & Co werfen und / oder Rust; einfach nur, weil ich damit noch nie größer zu tun hatte.

Wo kann man dir denn außerhalb der Arbeit über den Weg laufen? Wo hältst du dich gerne auf, wofür interessierst du dich so?

Neben Dingen rund um’s Gerät vor allem für Bücher, Comics und Schallplatten.

Musik ist mir ziemlich wichtig. Meine Interessen sind da mittlerweile sehr weit gestreut… angefangen hat es für mich aber mit der Hardcore Szene (“Posicore”); so Minor Threat, Operation Ivy, Bane, Highscore, Dag Nasty, Rites of Spring usw.

Dann werfe ich auch noch einiges an Zeit auf soziale Projekte. Mein Schwerpunkt liegt bei Klassismus, gesellschaftlicher Selbstorganisierung und antifaschistischer Arbeit. Ich beschäftige mich in den letzten Jahren auch vermehrt mit Ableismus / Disablismus und neuerdings mit gewerkschaftlicher Vernetzung.

Damit sind wir in der Alten MU teilweise schon in ganz guter Gesellschaft… gerade auch um gemeinsam zu diskutieren und auszuprobieren: wie lassen sich alternative Jobkonzepte mit alternativen Gesellschaftskonzepten kombinieren? Bleibt da Platz für einen solidarischen Umgang? Wie können wir anders Produzieren? Schaffen wir es Prozesse selbstorganisierter, mit flacheren Hierarchien umzusetzen usw.

Hast du denn in dieser Richtung Vorstellungen oder auch einfach Wünsche, was unsere eigene Zukunft bei Uberspace betrifft?

Oh, so aus dem Bauch gesagt… es gibt schon Ideen… aber auch nicht mehr als das. Aber ich weiß es sehr zu schätzen, mit Kollegen auch über solche Dinge gemeinsam nachdenken zu können.

Zum Beispiel genderneutrale Sprache auf der Website; da gab’s ja unterschiedliche Reaktionen.

Was ich sehr bezeichnend fand: gebetsmühlenartig wird seit Jahren vorgetragen “wir benutzen zwar ausschließlich männliche Anreden aber regt euch nicht auf, da sind alle mitgedacht”. Kaum machst du’s mal anders, kommen ein paar Dullies mit “ich fühle mich nicht mehr angesprochen” male tears dies das… /shrug

Ich muss gestehen, dass das jetzt nicht ganz so mein Thema ist… ich bin schon in einem queeren Umfeld unterwegs, bekomme LGBT+ Themen mit… aber so PoMo, Linguistic Turn usw. da bin ich wohl eher raus.

Allerdings hat mich meine Zeit hier in Kiel in solchen Ding auch sensibler gemacht - dank einiger geduldigen und erklär bereiten Menschen 😄

Aber egal wie eins da nun im Einzelnen zu stehen mag, unsere Branche hat mMn ein Problem mit Frauenfeindlichkeit… und ich find’s gut, dass wir das gemacht haben. Besonders weil es auch gute interne Diskussionen dazu gab und es nicht ein marketing-technisches “lass mal edgy sein” war.

Gibt’s privat irgendwas, was du gerne neu lernen würdest?

Hmm… Sommer steht vor der Tür und ich könnte mal wieder etwas Sport gebrauchen. Ist wahrscheinlich gesünder für mich, mein Skateboard weiter im Keller vor sich hin stauben zu lassen 😉 Von wandern, paddeln und fahrradfahren mal abgesehen, bin ich auch nicht wirklich sportbegeistert…

Aber was neues lernen… ich würde gerne mal “richtig” im Verein oder Stadtteilzentrum boxen. Nur so zum auspowern und Kardio. Und ich fange gerade an, mich für Rugby zu interessieren.

Hast du allgemein Wünsche für unsere Zukunft?

Ich drücke uns auf Jeden die Daumen, das der Plan aufgeht und wir mit dem englischsprachigen Angebot noch mal neue Leute erreichen 🤞