Ein Bekenntnis zur freien Preiswahl. Und ein Aber.

Posted by jonas, leah, moritz on Friday, November 12, 2021

Seit der Anfangszeit von Uberspace haben wir ein Preismodell, bei dem du wählst, was du monatlich zu zahlen bereit bist. Dabei ist es auch möglich, einen Preis zu wählen, der für uns eigentlich “zu niedrig” ist. Dieser wird dann von Anderen mit einem höheren Preis querfinanziert. Daran möchten wir auch weiterhin festhalten, führen aber trotzdem ein paar Änderungen ein:

Wählst du einen Preis, der unter dem als Budgetpreis empfohlenen Betrag von 5 Euro liegt, leiten wir dich künftig zunächst auf eine separate Seite um, die noch einmal erklärt, dass wir zu diesem Preis nicht nachhaltig arbeiten können. Es geht für uns darum, dass du einen niedrigeren Preis wirklich nur dann zu wählst, wenn ein Hosting bei uns ansonsten daran scheitern würde. Außerdem möchten wir dich auf dieser Seite über die Regelung für diesen reduzierten Preis informieren.

Darauf aufbauend bieten wir den reduzierten Preis künftig immer nur für eine begrenzte Dauer von 3 Monaten an und setzen ihn danach - mit entsprechender Benachrichtigung natürlich - auf den Budgetpreis von 5 Euro zurück. Du wirst auch weiterhin die Möglichkeit haben, ihn dann erneut zu reduzieren, nach derzeitigem Stand unbegrenzt oft. Uns ist aber wichtig, dich so regelmäßig daran zu erinnern, für dich zu prüfen, ob die Inanspruchnahme des querfinanzierten Preises wirklich weiterhin erforderlich ist.

Userinnen, die mehrere Accounts bei uns haben, für die sie zusammen mindestens den Budgetpreis zahlen, bleiben von dieser Preisrücksetzung ausgenommen. Dafür muss bei allen Accounts dieselbe E-Mail-Adresse hinterlegt sein.

Solidarität

Uberspace steht für Solidarität - aus diesem Grund haben wir seit jeher ein Modell zur freien Preiswahl. Dieses Modell erlaubt es dir deinen Preis frei zwischen 1 Euro und einer beliebigen Summe zu wählen, die dir dein Uberspace wert ist bzw. den du dir gut leisten kannst.

Der Mindestpreis von 1 Euro ist dabei rein symbolisch: Er reicht nicht aus, um unsere laufenden Kosten für Entwicklung, Betrieb der Infrastruktur, Traffic oder Ähnliches zu finanzieren. Hier greift das Solidaritätsprinzip und andere Ubernautinnen finanzieren deinen Uberspace über ihren höheren Preis mit.

Was für uns schon immer etwas schwierig zu definieren ist, ist die Frage, wo genau denn eigentlich der “break even” liegt, ab wo ein Uberspace kostendeckend finanziert ist. Daher nutzen wir hier eher etwas weichere Formulierungen wie “unter 5 Euro monatlich wird es für uns schwierig, unsere Kosten zu decken”. Besagte Schwierigkeit liegt darin, dass eben nicht exakt kalkulierbar ist, welche Kosten konkret anfallen, sondern es ist eher so, dass das eingenommene Geld den Spielraum für viele Dinge schafft. Dazu gehört es, ob wir mehr oder weniger Hardware beschaffen können, mehr oder weniger Traffic als inklusive anbieten können, uns schneller oder langsamer weiterentwickeln, mehr oder weniger Gehälter bezahlen können, mehr oder weniger Teamtreffen veranstalten, ausgiebigen oder knapperen Support bieten, und so weiter.

Wenn wir insofern 5 Euro als eben so kostendeckenden Budgetpreis definieren, dann heißt das weder, dass wir bei 4 Euro sofort pleite gehen, noch dass mit einem Preis von 5 Euro alles gut und sicher finanziert ist. Denn es liegt umgekehrt eben auf der Hand, dass uns mehr finanzieller Spielraum auch ermöglicht, unser Produkt zügiger und besser weiterzuentwickeln und Herausforderungen in einer Art und Weise zu begegnen, die wir für sinnvoll und angemessen halten. Und schließlich gilt es ja auch, Userinnen, die einen niedrigeren Preis wählen, mitzutragen - auch dafür muss an anderer Stelle natürlich mehr eingenommen werden.

Dass wir in unseren drei Preisstufen Budget/Standard/Solidarisch bzw. 5/10/15 Euro inzwischen die 10 Euro als Standard definieren, hat viel mit “dress for the job you want, not for the job you have” zu tun: Wir müssen und wollen schon eher auf das abzielen, was uns nicht nur ein Überleben sichert, sondern eine nachhaltige geschäftliche Entwicklung, von der alle profitieren, also auch unsere Userinnen, in Form eines besseren Produkts mit besserer Dokumentation und besserem Support. Deshalb können wir nicht wirklich als Devise ausgeben, dass wir mit 5 Euro zufrieden wären: Damit können wir eben überleben, aber keine auch nur halbwegs mittelgroßen Sprünge machen und nicht wirklich für schlechte Zeiten vorsorgen. Deshalb zielen wir inzwischen sehr bewusst höher, auch um die Quote derer, die noch unter unserem Budgetpreis bleiben, langfristig geringer zu bekommen und zu halten. Dass wir faktisch durchaus große Sprünge machen, zum Beispiel die massive Investition in SSDs statt Festplatten, basiert auch auf dem Vertrauen darauf, dass wir unser Ziel des Umsatzwachstums von 5-10% erreichen werden - und zwar auch mit eurer Hilfe.

Ein bisschen Geschichte

Als wir mit Uberspace angefangen haben, waren wir aus heutiger Sicht vielleicht ein bisschen blauäugig: Wir haben einfach vorausgesetzt, dass Leute während des kostenlosen Testmonats schon irgendwann einen Preis ihrer Wahl setzen werden - und wenn sie das nicht aktiv getan haben, haben wir den Mindestpreis von 1 Euro berechnet.

Im Lauf der Zeit haben wir gemerkt, dass es doch eine ganze Reihe von Leuten gibt, die das einfach nicht tun - dahinter muss ja nicht mal Absicht stehen; von “keine Zeit” bis “hab ganz vergessen, dass ich das noch tun sollte” gibt es ja diverse Gründe, warum das jemand einfach unterlässt. Wir haben daher verschiedene Dinge unternommen, um dies anzugehen: Wir haben die Preiswahl direkt in den Registrierungsprozess mit aufgenommen; wir haben einen Default-Preis von zunächst 5 Euro (was wir inzwischen “Budgetpreis” nennen) gesetzt; wir haben Leute mit niedriger gewählten Preisen periodisch angeschrieben; wir haben schon einmal zum Thema gebloggt; wir haben mit Einführung des zubuchbaren Storage festgelegt, dass dies nur bei Accounts möglich ist, die mindestens den Budgetpreis zahlen; inzwischen haben wir etwas mutiger den vorausgewählten Preis auf 10 Euro (was wir den “Standardpreis” nennen) gestellt, die Preiswahl aus dem Registrierungsprozess bewusst wieder rausgenommen und dafür eine neu formulierte Mail eingeführt, die zwei Wochen vor der ersten Berechnung ausdrücklich dazu auffordert, einen Wunschpreis einzustellen; geschieht dies nicht, berechnen wir den Standardpreis von 10 Euro. So weit, so gut.

Nun haben wir allerdings in unserer Anfangsphase auch noch eine andere Sache gemacht, die im Nachhinein vielleicht ein bisschen blauäugig war: Wir haben nämlich nur sehr optional nach einer Mailadresse gefragt und stattdessen dazu motiviert, das mit dem Account automatisch mit angegelegte Mailkonto via POP/IMAP zu nutzen, um Nachrichten von uns (wie zum Beispiel eben Berechnungsmails) zu lesen. Wenig überraschend gibt es damit nun heute Accounts, die weder eine externe Mailadresse angegeben haben, noch das Mailkonto ihres Accounts lesen. In Kombination heißt das entsprechend: Es gibt einen ganzen Haufen an Userinnen, an denen all unsere Kommunikationsversuche zum Thema Preiswahl dauerhaft vollkommen vorbei gehen. Das schmerzt, denn klar ist: Wir sind darauf angewiesen, dass die Wahl eines querfinanzierten Preises eine Ausnahme bleibt. Wenn es viele Userinnen gibt, die einen querfinanzierten Preis in Anspruch nehmen, muss es entsprechend auch viele Userinnen geben, die einen höheren Preis bezahlen, und hier gibt es ein gewisses Ungleichgewicht, das wir gerne im Interesse der Gesamtheit unserer Userinnen etwas besser ausbalancieren wollen - denn aktuell verteilen sich die Wunschpreise nicht ausgewogen genug:

  • Die Hälfte all eurer Accounts bewegen sich zwischen unseren Preisvorschlägen von 5 - 15€.
  • Die andere Hälfte eurer Accounts zahlt weniger als 5€ pro Monat.
  • Ein Drittel aller Accounts hat den symbolischen Mindestpreis von einem Euro pro Monat eingestellt.

Wir glauben hier nicht an böse Absichten, sondern dass Viele das Thema nicht auf dem Schirm haben - und am jetzigen Zustand sind wir ja, wie eben beschrieben, auch nicht ganz unschuldig.

Wie frei ist “frei”?

Wir machen keinen Hehl daraus, dass uns die Entscheidung, tatsächlich mal das Thema Mindestpreis bzw. freie Preiswahl etwas direkter anzufassen nicht leicht gefallen ist, denn wie “frei” ist eine Preiswahl noch, bei der wir aktiv eingreifen? Hier galt es für uns abzuwägen zwischen dem Respekt vor den autonomen Entscheidungen unserer Userinnen, aber auch dem Bedürfnis nach einer weiterhin tragfähigen finanziellen Basis für unseren Betrieb - denn wenn wir am Ende mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln nur einen mittelmäßigen Hostingservice realisieren können, ist damit ja niemandem geholfen.

Eine Überlegung, die im Raum stand, war, den Mindestpreis mal von 1 Euro auf 2 Euro zu erhöhen. Für Userinnen, die sich aber vielleicht schon die 12 Euro im Jahr nur gerade eben so zusammenkratzen können, wäre eine Verdoppelung schon eine harte Sache - zu hart, als dass wir uns zu diesem Schritt hätten entscheiden wollen.

Die Wahl eines querfinanzierten Preises an mehr oder weniger arbiträre Bedingungen (“Bedürftigkeit”) zu knüpfen, möchten wir uns auch künftig ersparen: Weder hätten wir die Kapazitäten, lauter Einzelfälle zu prüfen, noch möchten wir unseren Userinnen mit Misstrauen begegnen, sondern auch weiterhin darauf vertrauen, dass jene die besten Expertinnen für ihre eigene Situation sind und entsprechend nachhaltige Preisentscheidungen treffen.

Der Kompromiss, mit dem wir in die nächste Zeit gehen wollen, ist dieser: Wir ermöglichen weiterhin die Wahl eines Preises bis hinunter zu einem symbolischen Mindest-Euro, aber wir kleben da ein Ablaufdatum dran - drei Monate, dann bitten wir dich darum, deine Entscheidung auf den Prüfstand zu stellen: Befindest du dich auch weiterhin in der Situation, dass du dir den Budgetpreis von 5 Euro pro Monat nicht leisten kannst, so steht es dir frei, für weitere drei Monate einen niedrigeren Preis einzustellen. Uns ist an dieser Stelle aber wichtig, dich um diese Bestätigung zu bitten - in dem Wissen, dass jene leider eben auch ein bisschen nervig ist. Wir realisieren dies aber so, dass es aus der Preisrücksetzungsmail heraus nur ein Link-Aufruf mit einer kurzen Bestätigung im Browser ist, also keine riesige Hürde. Wir möchten so aber sicherstellen, dass nach drei Monaten Querfinanzierung auf jeden Fall wieder ein Rücksetzen auf einen Preis erfolgt, der zu unserem Fortbestehen beiträgt.

Man kann nun natürlich argumentieren, dass die Wahl des Preises damit nun nicht mehr völlig frei sei; umgekehrt lässt sich argumentieren, dass mit einer periodischen Bestätigung, weiterhin auf einen querfinanzierten Preis angewiesen zu sein, ja auch weiterhin die dauerhafte Nutzung eben jenes querfinanzierten Preises möglich bleibt.

Aber ihr habt doch gesagt…

… “Wenn du mehrere Applikationen bei uns hosten möchtest, lege dir möglichst separate Uberspaces dafür an, denn es sei ja egal, ob ich z.B. meine fünf Applikationen auf 2 Accounts á 5 Euro oder 5 Accounts á 2 Euro verteile”: Ja, das ist… schwierig. Es ist deshalb schwierig, weil wir den Fall “Eine Userin möchte gerne ihr Blog, ihren kleinen Onlineshop und ihre Mailaccounts separieren” (wo wir es völlig okay finden, den Wunschpreis entsprechend zu splitten) und den Fall “Eine Agentur hostet fünf verschiedene kommerzielle Kunden auf fünf Accounts” (wo wir nun eigentlich schon erwarten würden, dass für jede einzelne Website zumindest der Budgetpreis gezahlt wird) technisch nicht unterscheiden können. Wir möchten die Userin aus dem ersten Fall entsprechend nicht dazu nötigen, alle drei Monate eine kleine Klickorgie für alle ihre Accounts durchführen zu müssen; im zweiten Fall empfänden wir das allerdings als durchaus angemessen, wenn es hierbei wirklich um unterschiedliche Projekte geht, von denen wir eigentlich einen nachhaltigen Wunschpreis erwarten würden. Für den Moment haben wir uns insofern für eine ganz pragmatische Lösung entschieden: Wenn eine Userin mehrere Uberspaces bei uns hat, für die aber insgesamt mindestens der Budgetpreis von 5 Euro monatlich bezahlt wird, dann bleiben die Preise all ihrer Accounts unangetastet. Als Kriterium dafür gilt, dass die Accounts im Dashboard die gleiche Mailadresse hinterlegt haben - so können wir zumindest grundlegend matchen, welche Accounts zusammengehören. Es könnte also eine gute Idee sein, im Dashboard unter “Datenblatt” zu kontrollieren, ob du überall eine aktuelle Mailadresse eingestellt hast. Uns ist weiterhin wichtig, dass “mehrere Applikationen auf mehrere Accounts aufsplitten” aus technischer Sicht - man kann es im Grund mit “Sandboxing” bezeichnen - weiterhin eine gute und sinnvolle Empfehlung ist, die wir nicht mit der periodischen Zurücksetzung des Preises konterkarieren wollen. In diesem Sinne: Bitte weitermachen mit dem Aufteilen!

Auf in die Zukunft

Mit der Zurücksetzung der Preise werden wir erstmalig im Dezember beginnen, sprich: Am 1. Dezember 2021 berechnen wir letztmalig die querfinanzierten Preise und informieren in diesem Zuge alle betreffenden Userinnen, dass wir den Preis für die nächste Abrechnung - also zum 1. Januar 2022 - auf den Budgetpreis von 5 Euro hochsetzen. Es gibt dann insofern einen ganzen Monat Zeit, bei entsprechendem Bedarf auch wieder einen niedrigeren Preis einzustellen, oder eben - worauf wir natürlich hoffen - künftig mehr zur Deckung unserer Kosten beizutragen.

Haben wir das Thema Preisgestaltung damit nun ein für allemal abgefrühstückt? Wir hoffen es, aber das steht natürlich in den Sternen - wir freuen uns jedenfalls, wenn unser Spielraum, Uberspace für euch alle besser zu machen, künftig ein wenig wächst, und wir freuen uns, auch weiterhin Leuten, die es sich sonst nicht leisten könnten, schnelles und cooles Hosting zu bieten. Und wir wollen uns auch in Zukunft dein Vertrauen immer wieder neu verdienen, damit auf dem richtigen Weg zu sein.

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