LL#12 – Liebes Logbuch…

Posted by jonas on Friday, July 14, 2023

Endlich wieder Teamtreffen! Dieses Jahr haben wir eine Woche gemeinsam im Waldschlösschen bei Göttingen verbracht und die Zeit des Wiedersehens in Präsenz umfangreich genutzt, um nicht nur über die größeren Dinge zu reden, die in diesem Jahr noch so anstehen, sondern vor allem auch, um bei Mahlzeiten, im Garten, auf Waldspaziergängen und bei abendlichen Eierlikör- und Pfefferminztee-Gelagen untereinander wieder besser in Kontakt zu kommen. Auch diesmal waren wir nicht ganz unter uns: Unsere frühere Kollegin Sabrina, die ihr noch aus dem Support kennt, hat uns besucht - sowie außerdem, sozusagen als Sneak Preview, unsere künftige Kollegin Bokan, die uns ab September im Development unterstützen wird (kleiner Spoiler, hehe). Wir haben außerdem, wie es sich inzwischen zur Tradition entwickelt, auf die Finanzen des Betriebs geschaut und gemeinsam die Gehälter für das nächste Halbjahr festgelegt.

Außerdem haben wir mal etwas Neues versucht und einen “Kummerkasten” begonnen, in den anonym Zettel mit Fragen, Problemen oder Themen eingeworfen werden konnten. Es ist nicht zu unterschätzen, welche Hemmschwelle es für Menschen bedeuten kann, ein schwieriges Thema vor einer ganzen Gruppe aufzubringen, insbesondere wenn es einen selbst betrifft und verletztlich zeigt. Die Beschäftigung mit dem ersten Zettel zeigte dann auch schon: Es ist nicht einfach, sich konstruktiv mit einer Sachlage zu beschäftigen, von der man nur weiß: Irgendjemandem im Team war sie so wichtig, dass sie im Kummerkasten gelandet ist. Wir haben bewusst versucht, nicht in die Falle zu tappen, vorschnell Lösungen zu finden, sondern vielmehr tiefer in die Schilderung einzutauchen: Können wir uns in die Person, die jene Zeilen verfasst hat, hineinversetzen? Löst das eben Gehörte bei uns Zuspruch aus? Widerspruch? Bedauern? Angst? Im Gespräch zeigte sich dann, wie unterschiedlich eine Aussage von jeder und jedem Einzelnen in der Gruppe aufgefasst werden kann, welche eigenen Assoziationen sich dazu finden lassen - aber im Teilen dieser Reaktionen bekommen wir alle letztlich auch ein breiteres Verständnis vom Problem, und auch ein besseres Verständnis füreinander. Insbesondere auch die Person, die den Zettel eingeworfen hat, kann so umfangreiche und vor allem auch wertschätzende Rückmeldung erhalten, ohne sich offenbaren zu müssen. Mich hat beeindruckt, wie viele im Team sich an diesem durchaus herausfordernden Prozess aktiv beteiligt haben, bedeutet es eben doch, auch von sich selbst etwas preiszugeben. Nachdem klar war, dass wir nicht Zettel für Zettel im Zehn-Minuten-Takt abhandeln können, hat sich ein kleines Team gefunden, dass die verbliebenen Zettel mitgenommen hat und sie in einem ersten Meeting zu dritt durchgesehen hat, um sie thematisch zu gruppieren und auszuwählen, mit welcher Schilderung wir uns als nächstes beschäftigen wollen. Das wird dann online stattfinden, aber ich bin zuversichtlich, dass auch das funktionieren kann. Um diesen Prozess langfristig fortzuführen zu können, haben wir derweil auch einen “Digitalen Kummerkasten” eingeführt, wo Leute ihre Anliegen virtuell einwerfen können, und das Kummerkasten-Team beschäftigt sich dann mit der Aufbereitung für ein gemeinsames Besprechen.

Lovely Spam! Wonderful Spam! Leider ist das ein Thema, das uns wohl nie ganz loslassen wird. Diesmal geht es nicht um die Spamfilterung eingehender Mails, sondern vielmehr darum, ausgehenden Spam besser zu vermeiden - denn leider kommt es immer mal vor, dass entweder Leuten SMTP-AUTH-Zugangsdaten abhanden kommen, oder dass ein veraltetes WordPress-Plugin überraschende Nebenfunktionen entwickelt, oder auch dass frische Accounts explizit nur zum Versand von Spam angelegt werden. Ja: Das löst oft Gefühle von “This is why we can’t have nice things” aus, und es gibt dann schon auch die Überlegung: Ist das mit dem kostenlosen Testmonat weiterhin so sinnvoll? Aber wir wollen natürlich auch möglichst wenig einschränken, was Leute bei uns tun können, und mal eben schnell etwas auf einem separaten, frisch angelegten Account ausprobieren zu können, gehört da schon irgendwie dazu. Deshalb arbeiten wir an verschiedenen Stellen gleichzeitig: Wir suchen - insbesondere in den ersten Stunden eines neuen Accounts - automatisiert nach uns bekannten Spamming-Tools und deaktivieren jene Accounts ebenso automatisch. Wir verbessern unser Monitoring, um Spamwellen besser erkennen und unterbinden zu können. Finden wir bei manuellen Überprüfungen von Spamvorfällen neue Tools, stellen wir sicher, dass jene künftig automatisch entdeckt werden - denn allzu oft in der 24/7-Bereitschaft alarmiert zu werden, ist einerseits sehr nervig und kostet andererseits auch bares Geld (denn selbstverständlich entlohnen wir Bereitschaftseinsätze zusätzlich, jedenfalls wenn sie außerhalb der regulären Arbeitszeit stattfinden). Wir setzen Versandlimits für Accounts nun dynamischer in Abhängigkeit diverser Kriterien (die wir an dieser Stelle bewusst intern halten wollen), mit dem Ziel, absichtliche Spamversender möglichst schnell zu “frustrieren” und für jene möglichst unattraktiv zu werden und zu bleiben, und gleichzeitig legitime Userinnen und User möglichst nicht zu beeinträchtigen. Tatsächlich haben die letzten Änderungen für den Moment zu deutlich erhöhter Ruhe geführt, was Spam-Alarme angeht und sich auch in reduzierten Abuse-Meldungen anderer Mailserver-Admins zeigt.

Im Verfahren der Musikindustrie gegen uns wegen des Hostings der Visitenkarten-Website des Projekts youtube-dl haben wir ja wie angekündigt Berufung eingelegt. Was zunächst nur ein formaler Akt ist, braucht natürlich am Ende auch eine Begründung. Bei der Gesellschaft für Freiheitsrechte ist nun die Berufungsbegründung öffentlich nachzulesen, für alle, die Freude an der Lektüre juristischer Schriftsätze haben.

Last but not least: Handarbeit! Unser kleines Büro in der Alten MU in Kiel hat liebevolle Renovierung erfahren - nachdem Profis den bisherigen problematischen Boden entfernt haben und eine neue Spachtelmasse aufgetragen haben, hat Mo, der nicht nur am Rechner, sondern auch in der materiellen Welt Dinge schöner machen kann, den neuen Boden abgeschliffen und versiegelt, damit er leicht wischbar ist, anschließend haben auch die Wände noch eine Runde neue Farbe vertragen.

Soviel für heute, wir sehen uns!

J.