Wien, 1. Stock
Wir besuchen uns gerne gegenseitig. Weil bei Fernarbeit sozial vieles auf der Strecke bleibt. Weil es uns an konkreten Themen mit hohem Kommunikationsanteil produktiver arbeiten lässt. Weil es uns motiviert und Spaß macht.
Mit der Pandemie ist uns das ein wenig eingeschlafen. So langsam kehren wir jedoch, auch auf dieser Ebene, zu alten Gepflogenheiten zurück. Aktuell in Wien, wo zwei unserer Kolleg*innen leben. Das „erweiterte Dev-Team“ hat sich also per Bahn für eine Arbeitswoche hier eingefunden. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass geeignete Meetingräume in Coworking Spaces selten und nicht grade preiswert sind. Unsere bislang beste Erfahrung in Wien für diesen Zweck war die Nutzung einer Airbnb Wohnung. Das führt zu einem Abwägen zwischen unseren Werten, die bei Themen wie Wohnungsmarkt und Unternehmenskultur klar abweichen, und der Eignung und Verfügbarkeit bei gutem Preis-Leistungsverhältnis. So haben wir uns dann in einer Wohnung mit Kriterium großer Esstisch im Wohnzimmer und Raum für sechs arbeitende Menschen eingefunden.
Einer von uns nutzt eines der beiden Schlafzimmer, die anderen drei sind im Hotel untergebracht. Rückzugsraum statt Pyjamaparty! Wir wollen es mal nicht übertreiben mit dem Nachholen von verpasstem social life an der Büro-Kaffeemaschine. Thema der Zusammenkunft ist hauptsächlich U**∞**, dessen Timeline und Mail. Auch über unseren Blog und Prozesse tauschen wir uns aus. Geplant ist ein Freitag für Socializing, Kultur und Sightseeing. Agenda und Wettervorhersage spielen diesem aber nicht wirklich in die Karten. Schau’ ma mal!
Ob Airbnb nun unseren Aufenthalt vereinfacht hat? Eher nicht. Beim Buchen trat wiederholt ein Fehler ohne nähere Angaben auf. Buchung nicht möglich. Der Kundenservice erwies sich als Textbaustein gewordene Zeitverschwendung in Reinform. Es konnte keine Lösung gefunden werden. Es folgte auf wiederholtes Nachfragen die “Eskalation zur Fachabteilung”. Wochen später, wir hatten inzwischen einfach über den Account einer Kollegin gebucht, kam dann die Begründung per Mail. Man würde „dabei bleiben uns ein Hotel oder Privatzimmer anzubieten“, die „Details zu unserer Buchung“ würden „darauf hindeuten, dass dort eine nicht genehmigte Party stattfinden könnte“. Wir wurden hier also von der KI, die Airbnb einsetzt, um illegale Partys zu erkennen, bevor sie stattfinden, an der Tür abgewiesen. Fühlt sich mehr an wie ein Abend in der Berghain Queue als Precrime oder Minority Report.
Aber wie bereits erwähnt: Lieber keine Pyjamaparty, unser Abendprogramm ist meist kurz. Wir kommen zum Arbeiten. Und da das schon davon abweicht, was die meisten Gäste in einer Airbnb-Wohnung tun, haben wir selbstverständlich vor der Buchung nachgefragt, ob dies ein Problem darstellen könnte. Ob wir erwünscht seien. Eine Mehrfachsteckdose neben den Wifi-Zugangsdaten auf dem Esstisch unterstreicht deutlich das als Antwort erhaltene Ja. Airbnb ist jedoch auch deutlich: Computer sagt nein. Ein schönes Paradebeispiel, wie man KI nicht einsetzen sollte. Aber was erwarten wir von einem Unternehmen, dass regelmäßig unangenehm auffällt? Wir bewegen uns grade noch ein paar Stockwerke tiefer von wenig Richtung nichts.
Apropos Stockwerke: Ein umstrittenes Thema in Wien. Davon abgesehen, dass unsere Bleibe im 1. Stock liegt und damit im Zentrum der endlosen Wiener-Stockwerk-Diskussion, passt aber fast alles. Vielleicht kommen wir also nochmal wieder, jetzt wo wir eine Kontaktmöglichkeit außerhalb von Airbnb haben und alle wissen, auf welcher Etage sich die Tür befindet. Wien ist sowieso immer eine Reise wert!